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19.07.2019
Automatisierung: Arbeitsplatzverluste werden durch neue Arbeitsplätze ausgeglichen

Der deutsche Arbeitsmarkt konnte den Strukturwandel seit den 70er Jahren bislang alles in allem ausgleichen. Auf lĂ€ngere Sicht betrachtet entstanden etwa in dem Maß, wie ArbeitsplĂ€tze abgebaut wurden, auch neue. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Trotz der vermehrten Automatisierung in der Industrie seit den 70er Jahren ist der Arbeitsplatzabbau durch Arbeitsplatzaufbau in anderen Betrieben oder Sektoren ausgeglichen worden. „Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit gefĂŒhrt, sondern zu einer Umschichtung von ArbeitsplĂ€tzen und ArbeitskrĂ€ften“, schreiben die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko StĂŒber.

FĂŒr Hochqualifizierte seien sogar mehr ArbeitsplĂ€tze hinzugekommen als verschwunden, so die IAB-Forscher. FĂŒr Geringqualifizierte sind den Forschern zufolge dagegen weniger Stellen entstanden als abgebaut wurden. Die technologische Entwicklung war also verbunden mit einer qualitativen VerĂ€nderung des Bedarfs an ArbeitskrĂ€ften: Die Nachfrage nach hochqualifizierten ArbeitskrĂ€ften ist gestiegen, die Nachfrage nach Geringqualifizierten hat abgenommen. Die zunehmend besser ausgebildeten ArbeitskrĂ€fte konnten vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden. Gleichzeitig wuchs ab den 70er Jahren lange Zeit die Arbeitslosigkeit bei den Geringqualifizierten.

Durch die Computerisierung in den vergangenen 20 Jahren ist der Anteil der ArbeitsplĂ€tze, die verloren gingen, nicht angestiegen. Seit 2005 ist er sogar zurĂŒckgegangen. „Es gibt also keinen Trend zu einem Turboarbeitsmarkt, denn dann mĂŒssten die Auf- und Abbauraten steigen“, erklĂ€ren Gartner und StĂŒber.

Bezogen auf die aktuelle Digitalisierungsdebatte („Wirtschaft 4.0“) erwarten die Forscher, dass auch dieses Mal das BeschĂ€ftigungsniveau in Deutschland unterm Strich nicht sinken wird. Das IAB prognostiziert allerdings große UmbrĂŒche: Durch die Digitalisierung werden rund 1,5 Millionen Stellen wegfallen, jedoch in Ă€hnlichem Umfang auch neue entstehen. „Dass neu entstehende ArbeitsplĂ€tze oft ein anderes Anforderungsniveau aufweisen als die weggefallenen ArbeitsplĂ€tze, ist mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt“, so die Forscher. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung, damit die BeschĂ€ftigten mit den Herausforderungen der Digitalisierung schritthalten können.

Download der Studie

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